Wie du als aufmerksamer Leser meines Blogs sicher schon festgestellt hast, ist Kommunikation ein Thema, das mich immer wieder umtreibt. Also ich meine das miteinander reden oder eben auch nicht. Klar, so bekomme ich ja schließlich meine Informationen … oder eben auch nicht.
Um dies gleich vorweg zu nehmen, es gibt auch in meinem Alltag viele gute Beispiele gelungener Kommunikation. Deutlich amüsanter sind jedoch die Begebenheiten, von denen ich heute erzählen möchte. Schmunzeln ist also ausdrücklich erlaubt; das tue ich auch, zumindest im Nachhinein.
Reden ist Silber … schweigen aber nicht immer Gold
Ein beliebter Ort um zu Schweigen ist beispielsweise die Straßenbahn. Eine klare Auskunft, um welche Linie es sich handelt oder ob der Sitzplatz vor mir frei ist, häufig Fehlanzeige. Selbst eine unklare Auskunft wäre besser als nichts. Antwortet man also auf meine Frage, ob der Sitzplatz frei sei mit "nein", weiß ich zwar immer noch nicht, wo es einen freien Sitzplatz gibt, aber immerhin verringert sich die Anzahl der möglichen Sitzplätze schon einmal um diesen einen; und zugegeben, so wahnsinnig clever ist die Frage von mir ja auch nicht gestellt. Möchte ich wissen, ob es noch einen freien Sitzplatz gibt, könnte ich ja auch einfach fragen ob und am besten wo ich eben diesen begehrten Platz finde. Nur nach gut einem viertel Jahrhundert Blindheit kenne ich die häufigsten Antworten hierauf bereits: hier oder da. Nur wo ist hier oder da? Rechts? Links? Zwei Reihen weiter?
Getoppt wird die Richtungsangabe hier und da eben nur durch all diejenigen, die eisern beim Schweigen bleiben und darauf spekulieren, dass ich mich auf ihren Schoß setze oder dass ich noch rechtzeitig den Angstschweiß riechen kann, der mir mitteilen soll, dass man an der nächsten Station aussteigen möchte. Beim Ellbogen, der sich beim heimlichen vorbeidrücken in meinem Gesicht wiederfindet, höre ich dann allerdings auf zu schmunzeln.
Ich verstehe durchaus, dass es in der Regel Unsicherheit oder auch Berührungsangst ist, die zum Schweigen führt. Schließlich hatte ich selbst einmal gut gesehen … aber ich möchte auch einfach nur zur Arbeit oder zum Einkaufen, in die Kneipe oder zum Bahnhof fahren und nicht zu meinem UFO-Landeplatz.
Und weil es immer wieder so schön ist, noch eine Geschichte zu der Richtungsangabe hier und da.
Original so
geschehen auf dem Marktplatz. Ich hatte die Orientierung verloren und
nach dem Weg gefragt. Eine Antwort kam auch prompt: "Da
vorne."
Auf diese Antwort reagierte ich mit einer
Gegenfrage: "Links, rechts, gerade aus?". Im Grunde eine
prima Hilfestellung, fand ich. "Da" war aber alternativlos.
Also drehte ich mich langsam im Kreis und fragte ständig "Da?".
Nachdem ich einmal rum war musste ich wohl so ratlos geschaut haben,
dass prompt die freundliche Antwort kam: "Da vorne!".
Reden ist halt auch nur Silber
Auch zu viel Kommunikation kann zu viel sein. Also beispielsweise immer dann, wenn man wieder einmal für mich beten möchte, man also darum bitten möchte, dass ich wieder sehen kann. Hmmm, ich kann mich nicht daran erinnern, dass mich jemals jemand vorher gefragt hätte, ob ich das überhaupt will.
Aber auch folgende Geschichte mit ein wenig zu viel an Kommunikation kommt abends bei einem Bierchen immer gut: Es war einmal … eine Frau stand vor meinem Blindenführhund, schaute ihn an und sagte: "Nein, ich darf dich nicht ansprechen. Oder als ein Bauarbeiter auf mich zukam und meinte: "Da vorne ist eine Baustelle. Da müssen Sie dann mal schauen." Okay, …
In diesem Sinne: Schauen wir einfach nach vorne. Der Sommer steht vor der Tür, die Corona-Zahlen gehen immer weiter zurück; vielleicht ein guter Anlass mal wieder ein wenig mehr aufeinander zuzugehen und miteinander zu kommunizieren.