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Wie du als aufmerksamer Leser meines Blogs sicher schon festgestellt hast, ist Kommunikation ein Thema, das mich immer wieder umtreibt. Also ich meine das miteinander reden oder eben auch nicht. Klar, so bekomme ich ja schließlich meine Informationen … oder eben auch nicht.

Um dies gleich vorweg zu nehmen, es gibt auch in meinem Alltag viele gute Beispiele gelungener Kommunikation. Deutlich amüsanter sind jedoch die Begebenheiten, von denen ich heute erzählen möchte. Schmunzeln ist also ausdrücklich erlaubt; das tue ich auch, zumindest im Nachhinein.

Reden ist Silber … schweigen aber nicht immer Gold

Ein beliebter Ort um zu Schweigen ist beispielsweise die Straßenbahn. Eine klare Auskunft, um welche Linie es sich handelt oder ob der Sitzplatz vor mir frei ist, häufig Fehlanzeige. Selbst eine unklare Auskunft wäre besser als nichts. Antwortet man also auf meine Frage, ob der Sitzplatz frei sei mit "nein", weiß ich zwar immer noch nicht, wo es einen freien Sitzplatz gibt, aber immerhin verringert sich die Anzahl der möglichen Sitzplätze schon einmal um diesen einen; und zugegeben, so wahnsinnig clever ist die Frage von mir ja auch nicht gestellt. Möchte ich wissen, ob es noch einen freien Sitzplatz gibt, könnte ich ja auch einfach fragen ob und am besten wo ich eben diesen begehrten Platz finde. Nur nach gut einem viertel Jahrhundert Blindheit kenne ich die häufigsten Antworten hierauf bereits: hier oder da. Nur wo ist hier oder da? Rechts? Links? Zwei Reihen weiter?
Getoppt wird die Richtungsangabe hier und da eben nur durch all diejenigen, die eisern beim Schweigen bleiben und darauf spekulieren, dass ich mich auf ihren Schoß setze oder dass ich noch rechtzeitig den Angstschweiß riechen kann, der mir mitteilen soll, dass man an der nächsten Station aussteigen möchte. Beim Ellbogen, der sich beim heimlichen vorbeidrücken in meinem Gesicht wiederfindet, höre ich dann allerdings auf zu schmunzeln.
Ich verstehe durchaus, dass es in der Regel Unsicherheit oder auch Berührungsangst ist, die zum Schweigen führt. Schließlich hatte ich selbst einmal gut gesehen … aber ich möchte auch einfach nur zur Arbeit oder zum Einkaufen, in die Kneipe oder zum Bahnhof fahren und nicht zu meinem UFO-Landeplatz.

Und weil es immer wieder so schön ist, noch eine Geschichte zu der Richtungsangabe hier und da.

Original so geschehen auf dem Marktplatz. Ich hatte die Orientierung verloren und nach dem Weg gefragt. Eine Antwort kam auch prompt: "Da vorne."
Auf diese Antwort reagierte ich mit einer Gegenfrage: "Links, rechts, gerade aus?". Im Grunde eine prima Hilfestellung, fand ich. "Da" war aber alternativlos. Also drehte ich mich langsam im Kreis und fragte ständig "Da?". Nachdem ich einmal rum war musste ich wohl so ratlos geschaut haben, dass prompt die freundliche Antwort kam: "Da vorne!".

Reden ist halt auch nur Silber

Auch zu viel Kommunikation kann zu viel sein. Also beispielsweise immer dann, wenn man wieder einmal für mich beten möchte, man also darum bitten möchte, dass ich wieder sehen kann. Hmmm, ich kann mich nicht daran erinnern, dass mich jemals jemand vorher gefragt hätte, ob ich das überhaupt will.

Aber auch folgende Geschichte mit ein wenig zu viel an Kommunikation kommt abends bei einem Bierchen immer gut: Es war einmal … eine Frau stand vor meinem Blindenführhund, schaute ihn an und sagte: "Nein, ich darf dich nicht ansprechen. Oder als ein Bauarbeiter auf mich zukam und meinte: "Da vorne ist eine Baustelle. Da müssen Sie dann mal schauen." Okay, …

In diesem Sinne: Schauen wir einfach nach vorne. Der Sommer steht vor der Tür, die Corona-Zahlen gehen immer weiter zurück; vielleicht ein guter Anlass mal wieder ein wenig mehr aufeinander zuzugehen und miteinander zu kommunizieren.

Anfang des Monats stolperte ich im Magazin "Sichtweisen" des Deutschen Blinden- und Sehbehindertenverbands e. V. (DBSV) über einen Beitrag von Gabi und Ihre Leidenschaft: Blindenbaseball. Ja, während die einen über Beiträge stolpern, spielen andere längst blind Baseball. Aber warum auch nicht, es gibt ja auch Blindenfußball und hier hat es ein Tor in der Sportschau bereits zum Tor des Monats geschafft.
Ich sag ja immer, wenn man etwas möchte, sollte man sich nicht aufhalten lassen. Doch wenn man von etwas keine Ahnung hat, darf man auch ruhig mal die Klappe halten. Daher freue ich mich sehr, dass ich den Beitrag von Gabi mit ihrer Zustimmung sowie der "Sichtweisen" heute hier noch einmal veröffentlichen darf.

Play Ball - los geht's!

Obwohl Baseball in Deutschland eher eine unbekannte Sportart ist, hat Blindenbaseball mich sofort in seinen Bann geschlagen. Vor allem loszurennen, wenn es heißt „Play Ball!" und der von mir geschlagene Klingelball der verteidigenden Mannschaft zufliegt, ist ein befreiendes Gefühl.

Ich spiele nun schon etwas mehr als vier Jahre für die Bavarian Bats, dem blinden Team der Freising Grizzlies. Unsere Spielerinnen und Spieler sind zwischen 25 und 45 Jahre alt. Frauen und Männer spielen in gemischten Teams. Da alle während des Spiels eine Augenbinde tragen, sind zwischen den blinden und sehbehinderten Spielern die Voraussetzungen angeglichen. Wir treffen uns normalerweise etwa jeden zweiten Sonntag und reisen dafür aus ganz Bayern nach Freising oder Regensburg. Im Winter trainieren wir einzelne Spielzüge in einer Halle. Aber das Training war wegen des Lockdowns im letzten Winter leider nicht möglich.
Bevor ich mit Baseball angefangen habe, hatte ich mich schon in ein paar anderen Sportarten versucht. Aber die vielfältige Kombination aus Koordination und Bewegung und auch der Mannschaftsaspekt beim Baseball gefallen mir besonders.

Schnupper-Workshops für Neulinge

Die Spielregeln klingen komplizierter, als sie es in Wirklichkeit sind. Das werden alle merken, wenn sie Baseball erst einmal ausprobieren. Bei meinem Verein bekommen Neugierige dazu auch Gelegenheit, da wir in Freising und Regensburg auch Schnupper-Workshops veranstalten.

Ich versuche einmal, die Spielregeln ein wenig zu erläutern: Ein Team besteht aus fünf Spielern, die mit Augenbinde spielen, und einem sehenden Fänger.
Wenn ich nun als Teil der angreifenden Mannschaft den Ball weit genug mit dem Baseballschläger aus meiner anderen Hand geschlagen habe, versucht die verteidigende, also die gegnerische Mannschaft, ihn zu fangen und zu ihrem sehenden Fänger zu werfen. Währenddessen renne ich um die erste piepende Base. Dann versuche ich, die rettende zweite Base zu erreichen, bevor der Klingelball den sehenden Fänger der verteidigenden Mannschaft erreicht. Denn nur, wenn ich die zweite Base berührt habe, bevor der Fänger den Ball gefangen hat, bleibe ich im Spiel.
Eine Base ist eine Station auf dem Teil des Spielfeldes, den der Läufer umrunden muss. An der zweiten und dritten Base steht jeweils ein Trainer, der mit Klappern die Position der Base und meine Entfernung dazu zeigt. Ebenso geht es dann, während mein Mitspieler einen Ball schlägt und selbst zur zweiten Base läuft, für mich zur dritten. Einen Punkt für das Team gibt es aber erst dann, wenn man es geschafft hat, ohne dauerndes akustisches Signal von der dritten Base nach Hause, also wieder zum Startpunkt zu laufen. Einige Meter blind einfach nur geradeaus zu laufen, ist manchmal schwieriger, als man sich das vorstellt.
Nach einem Inning (Spielabschnitt) tauschen die angreifenden und verteidigenden Mannschaften ihre Positionen. In der Verteidigung kommt es nicht mehr auf gezieltes Schlagen des Balles und schnelles Laufen an, sondern das Gehör ist entscheidend, da man den Ball, den die angreifende Mannschaft geschlagen hat, genau orten, fangen und aufnehmen muss. Und das auch, wenn der Ball liegengeblieben ist und kein Geräusch mehr von sich gibt.

Geringes Verletzungsrisiko

Der größte Unterschied zum Baseball für Sehende besteht darin, dass der Schlagmann oder die Schlagfrau den Ball mit einem Baseballschläger aus der eigenen Hand schlägt und nicht einen ihm zugeworfenen Ball treffen muss.

Beim Baseball besteht nur ein geringes Verletzungspotenzial. Das Spielfeld und die Regeln sind so gestaltet, dass Kollisionen weitgehend ausgeschlossen sind und das Verletzungsrisiko vermindert wird. ►

Als mich mein Freundeskreis überredet hat, doch einmal in Blindenbase-ball reinzuschnuppern, hätte ich mir nicht vorstellen können, dass es mir so viel Spaß machen würde, dass ich bereit bin, eine beinahe zweieinhalbstündige Anreise dafür in Kauf zu nehmen. Ich wohne nämlich in Nürnberg und trainiere in Freising.
Aber der Zusammenhalt des Teams und das gemeinsame Sport-Treiben an der frischen Luft sind ein Garant für Glücksmomente. Und wenn es einmal im Training nicht so läuft und ich den Baseballschläger am liebsten von mir werfen würde, gibt es immer einen Mitspieler oder Coach, der Tipps auf Lager hat und mich aufmuntert.
Nicht zu vergessen sind natürlich die interessanten Begegnungen mit den Spielern anderer Länder. Beispielsweise waren die Bats 2018 in Kuba, wo Baseball allgemein und auch Blindenbaseball viel beliebter sind als hierzulande. In Italien gibt es sogar eine Blindenbaseball-Liga.

Hoffnung auf Turniere 2022

2020 hätte zum zehnten Mal der Mole Cup, ein internationales Turnier blinder Baseballer und Baseballerinnen, in Freising stattfinden sollen. Aber Corona hat nicht nur die Trainingsmöglichkeiten eingeschränkt, sondern auch die Spiele verhindert oder aufgeschoben. Gern hätten wir gegen Mannschaften aus Italien, Frankreich, England, Kuba, Pakistan oder den USA gespielt. Wir hoffen, dass das 2022 wieder möglich sein wird.

Momentan sind die Bavarian Bats das einzige Blindenbaseball-Team in Deutschland. Ein zweites Team in Regensburg befindet sich im Aufbau. Auch Kontakte nach Stuttgart und Berlin wurden schon geknüpft.
Ich würde mich natürlich über mehr Teams in Deutschland freuen, um öfter zu spielen. Aber momentan freue ich mich einfach nur auf die Außensaison, wenn wir das Training wieder aufnehmen können und es heißt: „Play Ball!"

Nun melde ich, Nadine, mich doch noch einmal zu Wort. Denn auf den folgenden Link muss ich unbedingt noch verweisen:
www.blindenbaseball.de
Hier erfährst du mehr über Blindenbaseball. Außerdem gibt es gleich auf der Startseite einen interessanten Hörbeitrag, der einem den Sport noch einmal akustisch näher bringt.

Mein heutiger Beitrag lässt sich mit dem Slogan "Spannung, Spiel und Schokolade" zusammenfassen. Also, alles was man für einen guten Spieleabend braucht. Die Schokolade ist selbsterklärend; aber was macht einen spannenden Spieleabend aus?
Spielregel Nummer Eins: Wie im echten Leben, habe ich die Karten gerne selbst in der Hand. Spiele, bei denen ich also eher als schmückendes Beiwerk daneben sitze und mir alles von meinen sehenden Mitspielern erklären und vorlesen lassen muss, finde ich eher mau. Daher möchte ich heute gerne einen kleinen Einblick in die bunte Welt der Spiele geben, an denen auch ich Freude habe.

Mau-Mau

Nicht nur die Rolle als schmückendes Beiwerk, auch klassische Kartenspiele finde ich eher etwas mau. Dabei gibt es so einen Pack Karten in Großdruck oder eben auch mit taktiler Beschriftung schon für relativ kleines Geld und war lange Zeit mein einziges brauchbares, also barrierefreies Spiel … okay neben dem Würfelbecher mit den taktilen Würfeln.

Aber bleiben wir doch noch kurz bei den Kartenspielen. Sobald Bube, Dame, König, Ass durch Black Stories ersetzt werden, bin ich ganz bestimmt mit von der Partie.
Bewundernswert, wer diese rätselhaften Geschichten aus dem Gedächtnis zaubern kann. Ich brauche hierfür die Karten, die es aber auch längst in Brailleschrift gibt.
Meine größte Leidenschaft gehört jedoch dem Wissens-Quiz. Läuft eine Quiz-Sendung im Fernsehen, bin ich meist nicht weit; auch wenn ich hier darauf angewiesen bin, dass mir die Fragen und alle Antwortmöglichkeiten vorgelesen werden … da drück ich aber mal beide Augen zu.

Wer weiß denn so was?

So wie ich mich in der Regel darauf verlassen kann, dass der Quizmaster im Fernsehen alles vorliest, hatte ich es auch bei Quiz-Apps erwartet. Also, Fragen in Textform und Antwortalternativen, die die Sprachausgabe meines Smartphones vorlesen. Quiz-Apps scheinen aber meist grafisch so aufgemotzt zu sein, dass ich beziehungsweise meine Sprachausgabe auf dem Smartphone keine Chance hat. Aber wie heißt es in der Spielersprache so schön: Mensch ärgere dich nicht!
Inzwischen habe ich auch tatsächlich eine brauchbare Quiz-App und seither läuft der Akku meines Smartphones heiß.

Geld oder Liebe?

Um den Akku meines Smartphones aber nicht zu sehr zu strapazieren, muss in so manch langer Spielenacht mein Schatz herhalten. . Dann geht es um das ganz große Geld und starke Nerven.

Monopoly-Spielbrett mit Aktionskarten und Geldscheinen mit Schwarz- und Brailleschrift beschriftet sowie zwei taktilen Würfeln

Bei meinem Monopoly sind die Straßen fühlbar umrandet und zusätzlich mit Brailleschrift versehen, ebenso wie die Aktionskarten und das Geld. Also, alles prima, zumindest wenn man der englischen Sprache einigermaßen mächtig ist. Das taktile Monopoly-Spiel gibt es nämlich nur in der englischen Version.
Außerdem muss man für solche Brettspiele etwas tiefer in die Tasche greifen, weshalb ich dringend dazu rate, sich einen Mitspieler zu suchen, der gut verlieren kann.

In diesem Sinne wünsche ich spannende Abende und, dass der Wonnemonat Mai für uns alle ein voller Erfolg wird!

Der April, der April, der macht was er will … und 2021 auch der Februar. Es war in diesem Monat alles dabei: Schneeberge, Matsch und 20 Grad Sonnenschein … und Home-Office. Da gibt es in den eigenen vier Wänden ordentlich was zu schruppen. Viel lieber würde ich darüber schreiben, wie es mir und Lieschen meinem Blindenführhund gelingt, all den Dreck in die Wohnung zu schleppen, denn das ist der weitaus spaßigere Teil. Doch es nutzt nix, der Dreck muss weg.
Heute also mal ein paar Servicetipps von einem Dreckspatz für Dreckspatzen.

Dreck, welcher Dreck?

Klar, ich könnte es mir einfach machen; Augen zu und durch. Doch das geht nur bis zu einem bestimmten Grad der Verschmutzung und der ist mit Hund doch sehr schnell erreicht. Es dauert nicht lange bis die Krümel unter den Füßen knirschen und sich Hundehaare ansammeln. Aber auch ich hinterlasse im Laufe des Tages so meine Spuren; und ich merke es durchaus, wenn die Arbeitsfläche in der Küche und der Küchentisch frei von Krümeln sind oder sich unter den Fingern Flecken vom Kochen breit machen. Auch so ein frisch geputztes Waschbecken fühlt sich unter den Fingern deutlich strahlender an.
Die weit verbreitete Meinung, dass blinde Menschen den Dreck nicht mitbekommen, ist zwar sehr verlockend … mag bei einigen vielleicht auch hinhauen … ist grundsätzlich aber leider falsch; zumindest für den Dreck, den man ertasten kann.

Zugegeben, hat man außer sich selbst und dem geliebten Vierbeiner noch einen Schmutzfink oder gar eine ganze Vogelschar in der Wohnung, wird es schon etwas herausfordernder. Denn ich kenne meine Dreckecken, weiß wo ich etwas verschüttet oder eventuell mit Chips gekrümelt habe.
Häufig hilft tatsächlich auch nur eine gewisse Grundsauberkeit durch regelmäßiges Putzen und putzen auf Verdacht … aber wie?

Der Dreck muss weg!

Um dem Dreck nun zu Leibe zu rücken, benötige ich das ein oder andere Putzmittel. Da fängt es also schon an. Welche Flasche ist nun wofür?
Okay, alter Hut, hier kennst du meine Tricks ja schon. Entweder ich merke es mir anhand der Flaschenform; hat diese einen Sprühkopf oder nicht … und falls ich eine Flasche gar nicht zuordnen kann, habe ich da immer noch meine App auf dem Smartphone, die mir auch bei verpackten Lebensmitteln beispielsweise die Beschriftung der Verpackung vorliest oder den Barcode scannt und so das Geheimnis lüftet. Mist, wieder keine Ausrede. Eimer, Wasser, das entsprechende Putzmittel, Lappen und los geht's!

Auf die zuvor schon angesprochenen Flächen, die ich gut ertasten kann, möchte ich nun nicht weiter eingehen. Was mache ich aber mit größeren Flächen? Lange Zeit war mir beispielsweise das Bodenwischen so ein Dorn im Auge. Ich hatte nie das Gefühl, dass ich hier zuverlässig alles erwische. Daher half immer nur das mehrmalige Wischen … wenn ich mich schon aufraffe, dann soll's ja auch sauber sein.
Seit wenigen Tagen habe ich nun eine neue Untermieterin. Ich habe sie auf den Namen Lady getauft und in unserem Mietvertrag steht, dass ich sie regelmäßig auflade, dafür tobt sie sich als Saugwischer aus. Super Sache! Ich gehe jetzt also mit der Lady Bahn für Bahn, zugegeben nach wie vor auch zwei Mal, durch die Wohnung oder mal fix durch die Küche und Lady macht den Rest. Sie erkennt automatisch an welchen Stellen es etwas schmutziger ist und passt den Reinigungsgrad an. Doch noch besser, sie redet auch mit mir. Per Sprachassistent teilt sie mir mit wenn der Schmutzwasserbehälter geleert, das Reinigungsmittel nachgefüllt werden muss oder der Selbstreinigungsmodus ausgeführt werden sollte. So bleibt mir das Rätseln erspart, warum sie gerade piept oder auch einfach gar nix mehr tut. Und das aus meiner Sicht Beste an meiner Lady ist, dass sie nicht extra für blinde Menschen entwickelt wurde. Es gibt immer mehr technische Geräte, die auch über Apps auf dem Smartphone bedienbar sind. Eine wirklich sinnvolle Entwicklung und eben keineswegs nur eine Spielerei für Technikbegeisterte. Mehr davon!
Du kannst es vielleicht herauslesen: Mit der Lady und ähnlichen Helferlein macht mir das Putzen sogar ein wenig Spaß. Aber pssst, das sollte noch ein wenig unter uns bleiben. Mein Freund soll zumindest die Chance erhalten, diese Leidenschaft auch noch für sich zu entdecken.

Apropos Freund, ich gebe zu, ich bin nicht nur ein Dreckspatz, obendrein habe ich es auch wirklich gerne sauber. Daher verzichte ich nicht vollkommen auf die Hilfe sehender Mitmenschen. Manchmal genügt ein Tipp an welcher Stelle sich gerne Spinnweben bilden. Die kann man dann ja auf Verdacht mit einem Staubwedel entfernen. Manchmal ist es aber auch schön, wenn eine Reinigungskraft noch einmal gründlich in alle Ecken und über die für mich unsichtbaren Stellen geht … in der Zeit können Lieschen und ich dann wieder raus und für Nachschub sorgen.

Einen schönen März und viel Spaß beim rumsauen!

Samstagnachmittag, mitten im Lockdown … ein ausgiebiges Frühstück liegt hinter mir, was nun? Ich habe mich für eine weitere Runde unter der Decke mit meinem Lieblings-Reise-Podcast entschieden; und während ich mich so wegträume … es geht gerade mit dem Cabrio quer durch die USA … habe ich die Idee für diesen Beitrag: Wie komme ich eigentlich so von A nach B?

Wenn ich "ich" schreibe, dann gehört da natürlich auch immer Lieschen, mein Blindenführhund dazu. Sie begleitet mich nicht nur im Alltag, sondern auch auf Reisen. Schließlich soll sie bei all der Arbeit, auch mal ein wenig Landluft, Meeresprise und große weite Welt schnuppern. Da müssen wir ja aber irgendwie hin … Cabrio scheidet aus. Wir bevorzugen den Zug und alle paar Jahre, je nach Reiseziel auch mal das Flugzeug … ja, Lieschens Motto beim Reisen: Nur Fliegen ist schöner. Aber dazu gleich mehr.

Travelling with Deutsche Bahn

Ich weiß, dass mich viele Menschen dafür bewundern, wie ich das alles mache ... jetzt fährt sie auch noch Zug. An dieser Stelle muss ich jetzt wohl gestehen: Ich fahr mit dem Zug. Den Zug fährt ein ausgebildeter Lokführer oder eben auch eine ausgebildete Lokführerin. Ich muss mich im Grunde nur reinsetzen und selbst dabei bekomme ich Hilfe.

Die Deutsche Bahn bietet einen Mobilitätsservice an, über welchen man per Telefon oder E-Mail bequem Fahrkarten zwei kostenlose Sitzplatzreservierungen und eine Ein- und Umsteigehilfe bestellen kann. Das ist eine prima Sache. So müssen wir eigentlich nur 20 Minuten vor Abfahrt des Zuges … planmäßiger Abfahrt des Zuges versteht sich … am Servicepoint des entsprechenden Bahnhofs sein. Von dort werden wir zum Zug begleitet und egal ob umgekehrte Wagenreihung oder nicht, im Handumdrehen sitzen wir auf bzw. unter unseren reservierten Plätzen und die Reise kann beginnen.
Ebenso komfortabel funktioniert es in der Regel auch beim Um- und Ausstieg … man erwartet uns bereits am Bahnsteig und begleitet uns zum nächsten Wunschziel.

Wenn ich einen Bahnhof kenne, kann ich mich dort aber auch relativ gut alleine zurechtfinden. Die meisten Bahnhöfe sind inzwischen mit Leitlinien, erhabenen Linien am Boden ausgestattet, die beispielsweise vom Eingang zu den Bahnsteigen führen. Außerdem findet man inzwischen häufig an den Treppenaufgängen zu den Bahnsteigen eine Beschriftung in Punktschrift zu welchem Gleis dieser Aufgang führt.
Ich muss jedoch gestehen, dass ich auch an bekannten Bahnhöfen immer lieber auf Nummer Sicher gehe und mir eine Ein- und Umsteigehilfe bestelle; ist stressfreier … eben wegen der bereits angesprochenen umgekehrten Wagenreihung oder für den Fall, dass der Zug doch mal auf einem anderen Gleis einfährt. Das Leben ist halt keine Hochglanzbroschüre.

Über den Wolken

Beim Fliegen läuft es im Grunde ebenso wie mit dem Zug. Auch hier gibt es Hilfe am Flughafen, beim Einchecken, bei der Gepäckaufgabe und -annahme und man wird direkt bis zum Platz im Flugzeug begleitet … das Beste aus meiner Sicht aber: Man wird direkt vom Platz auch wieder abgeholt. So kann man also wirklich nicht verloren gehen, während man am Bahnhof durchaus mal am Bahnsteig stehen kann und vergeblich darauf wartet, dass jemand kommt, der einem zum nächsten Zug begleitet.
Lieschen und ich sind uns in diesem Punkt also einig: Nur Fliegen ist schöner ... wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.

Glücklicherweise ist meine vierbeinige Reisebegleiterin insgesamt sehr unkompliziert und macht alles mit. Beim Start hebt sie kurz mal den Kopf; ansonsten liegt sie aber ruhig im Fußraum und wartet nur darauf, dass sie eine der Stewardessen entdeckt. Dann ist ihr nämlich deren Aufmerksamkeit gewiss und im Grunde braucht Lisa auch nicht mehr. Das heißt natürlich brauchen wir vorab die Zustimmung der Airline, dass sie auch mitfliegen darf. Das ist aber eigentlich kein Problem, wenn man den Führhund gleich beim Ticketkauf mit anmeldet. Bei einer Fluggesellschaft bekam sie sogar ihr eigenes Flugticket, ausgestelt auf Miss Guide Dog Wettstein.

Bevor mich jetzt die Reiselust aber vollkommen packt, schnüre ich die Winterstiefel und genieße mit Lieschen ein wenig die Hallenser Winterlandschaft zu Fuß; dann erwartet mich provenzalisches Backofengemüse und ein Glas spanischer Rotwein … auch dir wünsche ich die ein oder andere Reise des kleinen Mannes. So kommen wir hoffentlich gesund und munter durch den Lockdown.

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Ob Weihnachtsgans oder Kartoffelsalat, auch in diesem verrückten Jahr 2020 war zum Weihnachtsfest auf eines Verlass: Liebe geht durch den Magen. Also, auch wenn in diesem Jahr das oberste Gebot hieß Abstand von den Lieben halten, so blieb doch eine feste Konstante zum Fest der prall gefüllte Kühlschrank. Doch wie auch in den Jahren zuvor flogen aus dem Kühlschrank keine gebratenen Enten ... die Leckereien wollten vor der festlichen Völlerei erst noch zubereitet werden.

Lange schon möchte ich über das Thema Kochen schreiben. Schließlich habe ich für ein gutes Essen einiges übrig. Doch was soll ich darüber nur schreiben? Außer, dass bei mir das Auge nicht mitkocht, unterscheidet sich das Kochen bei mir … so meine ich jedenfalls … nicht wesentlich von dem was so manch Sehender am Herd tut. Aber warum sollte es auch?

Mein Grundrezept …

Ich nehme für eine warme Mahlzeit gerne Ideen aus dem Internet … klar, kennst du schon, dafür hab ich den Screenreader auf dem PC oder Smartphone, der mir alles vorliest.
Manchmal halte ich mich dann an ein einziges Rezept, ich mixe Rezepte oder wandle sie etwas ab und dann geht's los.

Ich sollte vielleicht vorausschicken: Ich koche, ich backe nicht, denn meine abgespeckte Variante zu Kochen verträgt sich vermutlich mit Kuchen und Co. nicht so gut. Nein, ich will nicht sagen, dass ich an Butter oder Sahne spare, wenn das Gericht es verlangt. Aber ich spare eindeutig an Hilfsmitteln.
Bevor ich Butter mit einer taktilen Küchenwaage abwiege oder Wein in einen taktilen Messbecher gieße, habe ich mit mehr oder auch weniger Gefühl bereits näherungsweise eine Menge abgeschätzt und untergerührt.

Meinem Gefühl hilft allenfalls mal ein Kaffeebecher auf die Sprünge, da ich ja weiß, dass dort so etwa 200 ml reinpassen … manchmal ist es ja vielleicht aber auch egal ob es 200 ml sind, da will ich einfach, dass zumindest die Verhältnisse der Zutaten zueinander ungefähr stimmen. War mein Gefühl nicht angemessen, lässt sich dies meist korrigieren und im schlimmsten Fall gewinne ich an Erfahrung. Wobei, ich behaupte jetzt einfach mal, so wirklich ungenießbar war es noch nie … und über so einen versalzenen Reis kann man sich ja auch einfach mal freuen. Ist er doch ein Zeichen dafür, dass ich verliebt bin.

Manchmal bediene ich mich aber tatsächlich an kleineren Tricks. So habe ich beispielsweise vor kurzem erst gelernt, dass man beim Kartoffelschälen Reste der Schale erfühlen kann, wenn man die geschälte Kartoffel mit Wasser abspült. Darüber hat sich mein Kartoffelstampf mindestens so sehr gefreut wie ich.

Auch für den zielsicheren Griff zu den "Chillischoten feuerscharf" habe ich gesorgt. Alle Gewürze und Zutaten, die nicht ohnehin schon in charakteristischen Verpackungen stecken, habe ich eine Beschriftung in Blindenschrift verpasst; und manchmal hilft auch eine App auf dem Smartphone, welche den Barcode scannt oder mir den Aufdruck auf der Verpackung vorliest. Also, so ein bisschen Struktur verträgt auch mein kreatives Chaos.

Nachschlag …

Jetzt muss man aber auch ganz ehrlich noch hinzufügen, dass diese abgespeckte Variante des Kochens eindeutig etwas mit mir als Typ zu tun hat … also unabhängig davon ob ich sehen kann oder nicht. Ich lebe regelmäßig mit kleineren Brandverletzungen von Herd und Ofen ganz gut, werde mich aber wohl nie daran gewöhnen, mir Ofenhandschuhe zurechtzulegen; genauer: daran zu denken mir diese zurecht zu legen, dies dann auch tatsächlich zu tun und mir dann auch noch über zu streifen, bevor ich einfach nur mal kurz die Auflaufform aus dem Backofen hole.

Und trotz allem bin ich immer wieder begeistert, wenn ich mir die Kataloge von Hilfsmittelfirmen anschaue, was es da alles an praktischen Helfern gibt. Nur warum sollten sie meine Schränke füllen, wenn ich sie doch nicht benutze. Aber einen Blick in die Online-Kataloge kannich tatsächlich nur empfehlen und vielleicht findet sich da ja auch mal ein Geschenk für die Oma mit den alternden Augen, mit der man hoffentlich bald mal wieder zusammen Plätzchen backen kann. In diesem Sinne wünsche ich viel Spaß beim Kochen, eine ordentliche Portion Gesundheit für den Jahreswechsel und jede Menge Gelegenheiten im neuen Jahr wieder gemeinsam mit den Lieben zu schlemmen!

P.S. Wer Tipps für die oben angesprochenen Hilfsmittelkataloge möchte, kann mich gerne kontaktieren.

Als ich heute mit Lieschen, meinem Blindenführhund Gassi war, hatte ich seit langem mal wieder eine gefrorene Winternase … und da in der klarenWinterkälte konnte ich es genau riechen … es lag in der Luft, das neue Thema für den Novemberbeitrag: Skifahren.

Egal ob Abfahrt oder Langlauf, als Pistenschreck oder auf einer einsamen finnischen Loipe, Skifahren ist vielleicht keine Sportart, die ich sehr häufig ausübe, dafür immer wieder mit großer Begeisterung. Doch wie? Das verrate ich heute.

Auf die Bretter, fertig, los!

Als etwa Zehnjährige stand ich zum ersten Mal auf Skiern. Damals noch sehend. Drei, vier Jahre später ließ das Sehen aber schon deutlich nach, die Lust auf das Skifahren nicht.
Meine Eltern, die bis dato noch nicht für Winterurlaub zu erwärmen waren, kauften sich selbst Skier und machten sich klar für die Piste. Im Falle meines Vaters hieß dies, dass er sich einen schicken neonfarbenen Skianzug überstreifte und … sagen wir mal mutig … die Pisten hinabwedelte. Also, ganz nach dem Motto: Runter kommen sie alle. Und ja, wir kamen auch runter. Er wie beschrieben voraus und ich konnte mich wunderbar an seinem extravaganten Skioverall orientieren.
So ging es ein paar Jahre gut, bis dann der neonfarbene Overall auch keine Lösung mehr war … nein, nicht weil mein Vater herausgewachsen wäre, sondern weil ich irgendwann einfach nix mehr sah, auch nicht mehr das schreiende neongelb. Doch so viel Zeit verging nicht und ich erfuhr von einem Skiverein in Marburg, der Skireisen für blinde und sehbehinderte Skihasen anbot.

Wenig später stand ich also in Südtirol auf dem Berg, auf Skiern, blind und an meiner Seite ein erfahrener Begleitläufer, der dafür sorgte, dass ich und die anderen Wintersportler um uns herum sicher an ihr Ziel kamen.
Mit Kommandos wie Rechts! und Links!, Halt! Und wenn es dringender war mit Stopp! Ging's die Pisten hinab … manchmal auch mit kleineren Umwegen, die an all den Tannenadeln auf meinem Windstopper ersichtlich waren. Also, solltest du einmal beobachten, dass ein Skifahrer den einzigen Baum auf der Piste umarmt, dann ist das bestimmt ein blinder Skifahrer … und in dem Fall war das wirklich nicht ich. Davon hab ich nur gehört. Ehrlich! Ich hab immer nur die Tannen am Pistenrand mitgenommen.

Kommando Einkehrschwung

Also, wie funktioniert das nun mit dem Begleitläufer und den Kommandos?
In meinem Fall war es tatsächlich so, dass der Begleitläufer hinter mir fuhr und mit "Und" den nächsten Schwung ankündigte. Rief er also "Und" machte ich mich für den nächsten Schwung bereit, nämlich bei "Und rechts!" nach rechts … da wo der Daumen links ist … und umgekehrt. Bei "Halt!" konnte ich den Schwung zu Ende fahren und "Stopp!" war das klare Kommando für sofortiges Stehenbleiben. Bevor es aber so eine Piste hinab ging, wurde auch häufig noch das Gelände beschrieben, also ist die Piste auf einer Seite eher abfallend, stark befahren oder gerade völlig frei. In letzterem Fall konnte ich manchmal auch meinen Fahrkünsten völlig freien Lauf lassen … bis der Begleitläufer eben wieder eingriff.

In den letzten Jahren entdeckte ich allerdings Skilanglauf für mich. Also das gleiche in Weiß, nur mit Loipe zur Orientierung. Sagen wir besser zur groben Orientierung, denn bei einer rasanten Schussfahrt kann man so eine Loipe auch mal verlieren … woher ich das nun wieder weiß?

Ich fahre auf Langlaufskiern durch einen schneebedeckten Nadelwald.

Ob bei einer rasanten Abfahrt, beim Skilanglauf oder auch beim Après Ski, wie auch immer du die nahenden Feiertage verbringst. Die Zeit draußen, an einem klaren kalten Wintertag wird uns sicher allen gut tun. In diesem Sinne: Bleib oder werde ganz schnell wieder gesund und hab fröhliche Weihnachten!

Für den heutigen Beitrag habe ich mir Unterstützung geholt. Darf ich vorstellen: Stefan.
Stefan sieht was, was ich nicht sehe. Wie viel kann ich gar nicht genau sagen, denn so wirklich gut sieht er auch nicht. Aber er hat noch einen Sehrest und mir gegenüber damit einen klaren Vorteil. Wirklich?
Ich nehme die wenig überraschende Antwort mal wieder vorweg: Klar, ein Sehrest schadet nicht. Die Vorteile liegen auf der Hand. Ein klarer Vorteil muss es aber nicht unbedingt immer sein … behaupte ich.

Es werde Licht, bitte!

Gerade erst haben wir die Uhren umgestellt -eine Stunde zurück. Für mich bedeutet das eine Stunde länger schlafen. Für Stefan heißt es aber auch, dass die Tage wieder kürzer werden und er den Arbeitsweg in der Dämmerung oder ganz im Dunkeln zurücklegen muss. Für ihn bedeutet dies "eine weitere Herausforderung in der Mobilität und Orientierung".

So beklagt Stefan beispielsweise die schlechte Beleuchtung der Fußgängerwege auf seinem Arbeitsweg. Wohingegen ich nicht sagen kann, ob es auf meinem Arbeitsweg überhaupt Straßenlaternen gibt… und wenn es welche gibt, dann finde ich sie eher hinderlich, denn wenn ich sie mitbekomme,  heißt dies,dass ich dagegengelaufen bin.
Aber im Ernst, dunkel kann ich mich auch noch an die Jahre erinnern, in denen mich meine Nachtblindheitin der Mobilität beeinträchtigt hat. Heute macht es für mich praktisch kaum einen Unterschied, ob ich am Tag oder in der Nacht unterwegs bin. Außer vielleicht, dass nachts alles etwas ruhiger ist -zumindest in Halle, einer Stadt, die auch mal schläft.
Stefan hingegen bewältigt seine alltäglichen Wege bisher meist ohne Hilfsmittel. Bei Dunkelheit oder in der Dämmerung ist es inzwischen aber alles andere als traumhaft. Dann geht es plötzlich ohne den weißen Langstock nicht mehr. Sich dies selbst einzugestehen ist aber nicht so einfach; und auch das Gehen mit dem Stock will geübt sein. Doch die Einsicht ist bei Stefan inzwischen da und er übt fleißig mit einem Orientierungs- und Mobilitätstrainer; zum einen zu seiner eigenen Sicherheit, aber auch in der Hoffnung mehr Rücksichtnahme bei anderen Verkehrsteilnehmern zu erreichen … und damit sind wir auch bei einem zweiten, aus unserer Sicht, großen Unterschied: die Kommunikation mit anderen Menschen über den zum Teil noch vorhandenen oder eben auch nicht vorhandenen Sehrest.

Eine blinde Frau ein Satz, ein sehbehinderter Mann …

Stefan erzählte mir, dass er nur noch Teile des unteren Gesichtsfeldes nutzen kann und man sagte ihm, dass auch dies nicht mehr deutlich wäre.
Auch daran kann ich mich noch gut erinnern. Als ich noch einen Sehrest hatte, spielte ich mit meiner Mutter im Auto häufig Straßenschilder erkennen. Sie sagte wann sie das Schild sah und ich kam dann irgendwann hinterher wie die alte Fastnacht … und trotzdem forderte ich sie immer wieder heraus … ich wollte gerne wissen was ich nicht sehe, denn für mich war das was ich sah ja normal. Wenn es aber für mich normal ist, wie erkläre ich einem anderen Menschen, was ich sehe und vor allem was nicht?

Angenommen Stefan kann nun aber gut erklären was er sieht und was nicht, dann gibt es immer noch einen Unterschied, ob er sich in bekannter Umgebung befindet, die Lichtverhältnisse gut sind und er einen guten Tag erwischt hat … oder eben auch nicht. Von all diesen Faktoren und von noch viel mehr hängt es also ab, in welches Fettnäpfchen er tritt oder über welches Hindernis er fällt, ob er den Kollegen grüßt oder eben auch mal nicht … und das lässt sich unmöglich eben mal so kurz und unmissverständlich erklären wie: Ich sehe nix, Null Komma Nüscht!

Auch der Mund-Nasen-Schutz, also die Alltagsmaske, erklärte mir Stefan, erschwert ihm das Sehen. Sie verdeckt zum Teil den Ausschnitt des unteren Gesichtsfeldes, also genau des Fensters, durch das er noch gucken kann.
Als er mir dies so erklärte, leuchtete es mir sofort ein. Doch davon hatte ich auch zum ersten Mal gehört … und so wird einem jeder Sehbeeinträchtigte von anderen Schwierigkeiten berichten können. Kennste also Einen, kennste noch lange nicht alle!

Bist du neugierig geworden? Beim Online-Spiel "Zug in Sicht" kannst du erleben, wie sich unterschiedliche Seheinschränkungen auswirken:
https://www.woche-des-sehens.de/spiel

Gummistiefel und ein nasser Hund, ganz klar, es ist Herbst ... Doch nicht nur draußen vor der Tür, auch mein Lieschen hat den Herbst des Lebens erreicht und genau darum geht es heute: Lieschen, meinen alternden Führhund und was so ein Altweibersommer auch alles Neues mit sich bringt.

Während der heißen Sommertage musste ich endgültig akzeptieren, dass mein vierbeiniger Wirbelwind inzwischen deutlich gealtert ist.
So lange ist es noch gar nicht her, da war das Leben mit Lieschen neu und aufregend. Wenngleich es mit ihr immer aufregend geblieben ist, so spielte sich doch recht bald alles ein und jetzt beherrscht seit ein paar Monaten das Thema alternder Hund meine Gedanken. Viele Fragen gingen und gehen mir durch den Kopf: Wie lange kann sie als Führhund arbeiten; merke ich auch wirklich, wenn es ihr zu viel wird, und was dann?
Wie genau ich all die Detailfragen für mich beantwortet habe, darauf werde ich in einem späteren Beitrag eingehen. Heute soll es um die alles entscheidende Frage gehen und die damit verbundenen jüngsten Ereignisse.

Der Herbst meines Hundes und dann?

Eines stand für mich schon immer fest, auch wenn Lieschen nicht mehr als Führhund arbeiten kann, ich gebe sie nicht weg … jedenfalls nicht, so lange ich ihren Bedürfnissen gerecht werden kann. Noch ist es nicht so weit, dass ich sie aus dem Dienst nehme, doch dass sie alt wird, ist inzwischen keine graue Theorie mehr. Also, aller höchste Zeit die Wege für unsere gemeinsame Zukunft zu ebnen. Eine altersgerechte, stufenlos erreichbare Wohnung muss her.

Nicht, dass der Tierarzt auf meine Frage hinsichtlich einer Erdgeschosswohnung zur Eile geraten hätte, doch irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass er im Fall der Fälle mein Lieschen vermutlich nicht die Treppen rauf und runter tragen würde; und auch ich werde sie nicht tragen können. Hinzu kommt, dass ich ja auch noch so ein paar Wünsche an unser neues Heim hatte. Also, warum warten bis sich der Herbst dem Ende neigt.

Unser Umzug in die Altersresidenz

Die Wohnung war schnell gefunden - Internetrecherche, ein Besichtigungstermin und Volltreffer, alles passt! Etwa neun Wochen später sitze ich nun also auf dem alten Sofa, in der neuen Wohnung und schreibe diesen Blogbeitrag.
Klingt entspannt? War es auch … irgendwie; irgendwie aber auch nicht. Dabei denke ich weniger an das Packen der Kartons und den Umzug selbst. Dies war nicht mehr oder weniger stressig als für jeden anderen auch - behaupte ich. Zwar hörte ich häufig, dass es für mich bestimmt anstrengender sein muss, doch dabei wird immer vergessen, dass nichts sehen für mich normal ist. Ich greife täglich blind in meine Schränke, verbreite Chaos und beseitige es wieder. Außerdem kenne ich meine Wohnung und dann waren da auch noch die netten Männer vom Umzugsunternehmen, die alles sicher in die neue Wohnung transportierten.

Während ich also im Alltag, mit meinem Hab und Gut, ganz gut zurechtkomme, war dies bei der Wohnungssuche und der Einrichtung der Wohnung mit neuen Möbeln plötzlich ganz anders. Ständig war ich auf Hilfe angewiesen. Nicht bei der Internetrecherche. Als aufmerksamer Leser dieses Blogs kennst du ja schon den Screenreader und wie ich mit dem Computer arbeite - Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus: Arbeit und Inklusion!. Du weißt aber auch, dass meine Technik bei Bildern an Grenzen stößt - Bilder sprechen lassen!.

Sobald ich also eine Wohnung gefunden hatte, die laut Beschreibung meinen Wünschen gerecht wurde, benötigte ich jemanden, der mir die dazugehörigen Bilder beschrieb; auch bei der Wohnungsbesichtigung. Doch dabei genügt es nicht, dass jemand einfach nur gucken kann. Worauf achtet er oder sie? Das hat weniger etwas mit Vertrauen zu tun als vielmehr damit, dass es einfach unterschiedliche Ansprüche gibt und alles kann man im Vorfeld einfach nicht absprechen.
Und ist die Wohnung gefunden, fängt es ja auch erst an. Selbst wenn man  keine neuen Möbel möchte, so gibt es doch viele Dinge, die neu angeschafft werden müssen: Vorhänge, eventuell ein neues Regal, eine Garderobe … und nein, auch wenn man nichts sieht, genügt es nicht einfach nur eine Garderobe zu haben oder irgendwelche Vorhänge. Mir genügt es nicht! Aber auch das weißt du ja schon. Ich habe meine Vorstellungen, Wünsche, Erinnerungen an Farben - Blind Date mit den Tierchen, die nachts die Kleider enger nähen – Lösung: Shoppen!.

Bei aller Vorfreude auf die neue Wohnung musste ich also feststellen, dass ich doch nicht so Selbstständig bin und so selbstbestimmt agieren kann, wie ich immer dachte. Das war ein dicker Kloß, den ich zu schlucken hatte. Für faule Kompromisse war ich aber auch nicht bereit und so kam mir nach ein paar Tagen die Idee: Ich suche mir eine Innenarchitektin ... gedacht, getan.
Auch wenn ich immer noch viel lieber selbst in Zeitschriften oder im Internet, in Einrichtungshäusern und auf Flohmärkten gestöbert hätte, es war eine gute Entscheidung. Bereits beim Erstgespräch fühlte ich mich mit meinen Wünschen voll und ganz verstanden, und jetzt sitze ich also in meiner Wohlfühlwohnung auf der Couch, an der Wand gegenüber hängen Bilder mit Urlaubserinnerungen und ich freue mich auf einen schönen, langen Winter mit meinem Lieschen.

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Die Frage "Was sieht man, wenn man nichts mehr sieht?" klingt paradox und die Antwort darauf scheint einfach: nichts!
Tatsächlich bekomme ich diese Frage hin und wieder gestellt, und da ich mich mit einfachen, einsilbigen Antworten nur sehr selten zufrieden gebe, kann meine Antwort unmöglich "nichts" lauten. Selbst wenn ich so antworten würde, müsste sich doch sofort die Frage anschließen: Was ist nichts?Also, heute mal ein paar Zeilen zum Nichts.

Nichts ist wirklich schwer vorstellbar und wie immer, schreibe ich auch in diesem Beitrag wieder nur über mich, meine Empfindungen, mein Nichts. Bei anderen blinden Menschen mag das Nichts ganz anders aussehen. Nun aber Butter bei die Fische, wie sieht es nun aus dieses ominöse Nichts.

Mein Nichts: So sieht es aus!

Ganz objektiv betrachtet ist Nichts bei mir seit nunmehr gut 20 Jahren wirklich nichts. Ich sehe keine Umrisse, keine Schatten, kein Hell oder Dunkel. Nichts! Mein Nichts ist jedoch nicht schwarz, wie man vielleicht glauben mag. Mein Nichts ist eher vergleichbar mit einem Testbild beim Fernseher, also so ein Gekrissel aus schwarzen, weißen und grauen Pünktchen.
Ganz dicht vor meinen Augen hängt nun also so eine Mattscheibe; sagen wir lieber ein Vorhang … ich glaube das Muster nennt man auch Pfeffer und Salz. Doch die Farbanteile sind nicht immer gleich verteilt. Bin ich müde oder traurig, überwiegt Pfeffer. Die meisten Tage sind jedoch gut gesalzen.

Mein Nichts, also der Vorhang vor meinen Augen, ist nun aber nicht blickdicht. Durch den feinen Stoff hindurch kann ich schemenhaft meine Umgebung erkennen. Natürlich nicht wirklich. Diese Bilder entstehen in meiner Fantasie. Wenn ich also am Schreibtisch sitze, vor dem Laptop, dann sehe ich durch den Vorhang hindurch meine Finger, die über die Tastatur fliegen und das Display des Laptops aufgeklappt vor mir; aus dem Augenwinkel das Fenster. Zugegeben, nicht sehr fantasievoll. Schließlich weiß ich um das Fenster, den Laptop vor mir, die Tastatur höre und fühle ich. Doch auch wenn ich eine Straße entlang laufe, sehe ich durch den Vorhang hindurch Häuser, Fahrradständer, einen Zebrastreifen oder eine Baustelle. Alles Informationen, die ich über die anderen Sinne bekomme … oder auch meine Fantasie. In einem Kinofilm habe ich auch schon einmal eine Brücke gesehen, die bei der anschließenden Beschreibung der Szene zu viel Verwirrung geführt hat.

Nicht immer, aber hin und wieder haben die Fantasiebilder hinter dem Vorhang auch Farbtupfer. Malt meine Fantasie beispielsweise Bäume oder Büsche, dann sind die grün und Lieschen mein Blindenführhund ist ganz klar schokobraun. Was auch immer schokobraun ist … über Farben habe ich in einem früheren Beitrag Blind Date mit den Tierchen, die nachts die Kleider enger nähen – Lösung: Shoppen! schon einmal geschrieben.

Flüchtige Fantasiebilder - oder doch nicht?

Weder Lieschen, Gebäude noch Gesichter aus meinen Fantasiebildern kann ich dir aber näher beschreiben. Eine Haarfarbe vielleicht, aber eine nähere Beschreibung um die ich manchmal gebeten werde - also so nach dem Motto "Wie sehe ich aus?" - muss ich schuldig bleiben. Sobald ich versuche diese Fantasiebilder zu greifen, rieseln sie wie Pfeffer und Salz zwischen meinen Fingern hindurch. Du kennst das vielleicht von Traumbildern. So deutlich sie im Traum noch waren, so schnell verschwimmen sie nach dem Aufwachen.
Apropos träumen, ebenso wie ich meine Umwelt tagsüber erlebe, so träume ich auch.

Also, mein Nichts ist schwarz, grau und strahlend weiß, manchmal mit Farbtupfern. Nichts können Häuser, Gesichter oder Brücken sein. Nichts ist eine gehörige Portion Fantasie oder wie Albus Dumbledore bei Harry Potter und die Heiligtümer des Todes sagt: "Natürlich findet es in deinem Kopf statt, aber warum, in aller Welt, sollte das heißen, dass es nicht wirklich ist?"

In diesem Sinne wünsche ich dir einen fantastischen Mai!