Mehr Meer oder Ostseh
Die Sonne brennt seit Wochen vom Himmel und selbst nachts kühlt es kaum mehr ab. Da kommt man schon mal auf solch einen geistreichen Titel. Aber tatsächlich geht es in diesem Beitrag um die Ostsee, genauer um meinen ersten Kurztrip alleine mit meinem Blindenführhund Lisa.
Mein Urlaub ist für September bereits gebucht, daher war dieser Kurztrip übers Wochenende nicht geplant. Bis September ist es aber noch so lange hin. Ich sehne mich nach einer kleinen Auszeit, Sonne und Salz auf der Haut und am Montag habe ich frei. Also los geht's!
Zugegeben, ganz so lässig bin ich diesen spontanen Kurztrip nicht angegangen, denn auch wenn dies nun wirklich nicht meine erste Reise war, so war es dennoch eine Premiere. Bisher hatte ich mich immer spätestens am Urlaubsort mit Familie, Freunden oder einer Reisegruppe getroffen. Aber ich hatte diesen Plan alleine an die Ostsee zu fahren vorsorglich schon so vielen Leuten erzählt, dass ich kaum mehr zurück konnte. Letzte Rettung: im Hotel ist kein Zimmer mehr frei, schließlich ist Hauptsaison.
Montagabend, ich höre das Freizeichen und rechne nicht wirklich damit, dass noch ein Hotelmitarbeiter abnimmt. Das ging schon mal schief. Das Zimmer von Freitag bis Montag ist nun also reserviert.
Meine Bedenken?
Was soll schon passieren, der Zug weiß wohin er muss. Ich muss mich nur reinsetzen und ich habe eine Umsteigehilfe beantragt. Na gut, für Büchen gab es keine Umsteigehilfe, aber in gut 20 Minuten sollte ich mich ja wohl durchfragen können. Dass der Zugbegleiter mit einem blinden Fahrgast überfordert war, konnte ich zu diesem Zeitpunkt nicht wissen. Dank einer Verspätung von gut 30 Minuten hatte ich dann aber mehr als genügend Zeit.
Auch bezüglich des Hotels hatte ich keine großen Bedenken. Ich habe mich für ein AURA-Hotel entschieden. AURA-Hotels sind speziell auf die Bedürfnisse ihrer blinden und sehbehinderten Gäste eingerichtet. Die Zimmernummern sind taktil erfassbar, die Willkommens-Mappe auf dem Zimmer mit allen wichtigen Informationen liegt unter anderem in Brailleschrift aus, und am Buffet sind die Mitarbeiter des Hauses behilflich. Auch begleitete Ausflüge werden angeboten - diesbezüglich war es aber im Vorfeld sehr schwierig Informationen zu bekommen, und genau hier lagen meine größten Bedenken. Was, wenn ich nun zwei Tage im Hotel sitze. So schön das Hotel auch sein mag mit seinem Garten und den lauschigen Sitzplätzen, meine freien Tage möchte ich nicht im Hotel verbringen.
Aber gut, was hatte ich zu verlieren? Selbst wenn es so käme, wenn ich es nicht ausprobiere, weiß ich es nicht.
Und so war es dann wirklich: Großartig!
Dank meinem Blindenführhund Lisa, einer super Navigations-App und zahlreichen lustigen, netten und hilfsbereiten Begegnungen war dieser erste Kurztrip alleine ein voller Erfolg.
Schon beim Umsteigen in Büchen traf ich die ersten hilfsbereiten Mitreisenden, und das zog sich wie ein roter Faden durch die weiteren Tage. Auch am Hundestrand hatte ich das Gefühl, dass alle mit nach Lieschen schauten, und mit zwei netten Frauen ging's nach dem Badespaß noch in die Strandbar.
Den Weg zum Hundestrand, unweit vom Hotel, zeigte mir eine Hotelmitarbeiterin. Die einzige Herausforderung auf diesem Weg bestand darin, die Abzweigung von der Strandpromenade zum Hotel zu finden, ansonsten ging es ja auf der Promenade immer nur gerade aus. Für die richtige Abzweigung hatte ich Lieschen und um noch entspannter sein zu können, hatte ich mir am Vorabend der Reise noch eine Navigations-App geleistet. Diese App wurde gemeinsam mit blinden Menschen entwickelt und bisher hörte ich nur Gutes. Zurecht!
Bei einer kleinen Pause ließen wir uns auf der Seebrücke den Wind um die Nase wehen und meine neue App sagte mir, welche Cafes, Restaurants, Hotels, Sehenswürdigkeiten etc. sich in meiner Nähren Umgebung befinden. Ich suchte mir ein Café aus, das laut seiner Homepage bereits Udo Lindenberg und Franz Beckenbauer zu Gast hatte. Da durften Lieschen und ich ja wohl nicht fehlen. Also Navi neu eingestellt und los ging's.
Ab ging's auch nach Travemünde. Ich hatte am Samstagvormittag noch die Gelegenheit an einem begleiteten Ausflug des Hotels zur Travemünder Woche teilzunehmen. So konnte ich in zwei Tagen Ostsee diesen Ausflug, etwa 13 km auf der Strandpromenade, drei Mal Hundestrand, ein Café-Besuch und absolute Entspannung genießen.
Dies war garantiert nicht meine letzte Reise alleine mit Hund. Hast Du ähnliche Erfahrungen oder Tipps für Reiseziele, die sich für einen Kurztrip eignen, dann freue ich mich über einen Kommentar!