Wer hat den Satz noch nicht gehört: Das geht nicht, das lass mal besser sein. Entweder weil es zu aufwendig erscheint, zu gefährlich oder gar undenkbar. Mich wollen hilfsbereite Menschen häufig schon an so alltäglichen Dingen, wie die Straße zu überqueren, hindern. Nein, nicht weil da ein Auto oder ein anderes Gefährt kommt. Okay, doch, da kommt schon ein Auto oder eine Straßenbahn, irgendwann …
Nun bin ich ja aber, so wenig wie andere auch, den ganzen Tag damit beschäftigt die Straße zu überqueren. Dieses waghalsige Abenteuer ist ja nur Mittel zum Zweck. Entweder um zur Arbeit zu kommen, zum Einkaufen, zum Bahnhof oder, oder, oder.
Was, sie geht auch arbeiten, macht ihren Haushalt und füllt selbst ihren Kühlschrank … pssst, ja, sie plündert ihn auch wieder selbst; und dann auch noch verreisen? Das könnte ich nicht. Schade, ich glaube man hat im Leben immer nur zwei Möglichkeiten: entweder man lebt es oder man lässt es bleiben. Bei dieser Auswahl halte ich die erstere Alternative für die durchaus attraktivere!
Jetzt sind es ja aber nicht immer nur die Stimmen der anderen, die uns von etwas abhalten wollen. Da gibt es auch noch das Teufelchen auf unserer eigenen Schulter, dass uns gerne mal zuflüstert: Das geht nicht, das schaffst Du nicht. Lass es lieber sein!
Das Teufelchen sagt grundsätzlich: „Geht nicht!“
Als Kinder reizt uns ein Verbot. Wenn die Eltern „nein“ sagen, haben wir den starken Drang es erst recht auszuprobieren. Irgendwann werden dann die Eltern durch das Teufelchen auf unserer Schulter verdrängt. Das Teufelchen warnt aber nicht nur vor Gefahren, es sorgt auch für mehr oder weniger Bequemlichkeit in unserem Leben. Und da erscheint es dann schon durchaus reizvoller artig zu folgen.
Im Beitrag Mehr Meer oder Ostseh habe ich von meinem ersten Kurztrip alleine mit meinem Blindenführhund Lisa berichtet. Dabei habe ich auch meine Sorgen und Ängste geschildert. Genau da hatte sich nämlich das Teufelchen eingemischt: Nein, lass das mal besser. So lange Zug fahren für die wenigen Tage und dann auch noch alleine. Als blinder Mensch ist doch schon das gewohnte Umfeld Herausforderung genug.
Ich hätte mich einfach vom Teufelchen überzeugen lassen können. Dann wäre mir eine stressige Zugfahrt mit mächtig Verspätung erspart geblieben. Ich hätte Nerven und Geld gespart und … ich hätte soooo viele schöne Erfahrungen nicht gemacht. Gut, dass sich mein Dickkopf dem Teufelchen widersetzt hat und ich dem Drang nach der attraktiveren Alternative, nämlich dem Leben, Raum gegeben habe.
Lieber Teufel, Mut ist ein Muskel …
Warum aber widersetzen wir uns manchmal dem Teufelchen und warum tun es manche häufiger als andere? Ich habe hierauf keine wissenschaftlich untermauerte Antwort. Wenn ich mich jedoch mit Freunden und Bekannten unterhalte, die ich für äußerst taff halte, komme ich zu folgendem Schluss: Sie haben etwas, wofür sie brennen. Sie haben eine Leidenschaft, einen Traum, und dafür gehen sie das Risiko ein und überwinden Ängste oder Selbstzweifel. Ängste und Selbstzweifel haben nämlich, so jedenfalls meine Beobachtung, alle. Entscheidend ist nur, dass man sie überwindet. Ist der Wille stark genug und eine Leidenschaft für etwas da, scheint sich der Kampf mit dem Teufelchen zu lohnen.
Je häufiger man den Kampf mit dem Teufelchen aufnimmt, positive Erfahrungen sammelt, oder auch aus negativen Erfahrungen lernt, umso stiller wird das Teufelchen.
In meinem Fall ist es der Drang nach Selbstbestimmung, der mich hin und wieder antreibt, es mit dem Teufelchen aufzunehmen. So manchen Kampf habe ich auch schon gewonnen. In Sachen Kurztrip alleine an die Ostsee mischt es sich inzwischen erst gar nicht mehr ein. Bei neuen Reisezielen sieht es schon wieder anders aus. Wir haben da wohl noch so einige Kämpfchen auszutragen, mein Teufelchen und ich, und vermutlich wird es auch nie verstummen. Ich glaube aber das tut so ein Teufelchen nie, und vielleicht ist es auch gut, dass da so ein treuer Begleiter ist, der immer mal wieder mahnt und warnt und an dem man sich reiben kann. Aber lass es Dir gesagt sein, liebes Teufelchen: Mut ist ein Muskel, der trainiert werden kann!
Also, wenn Du Träume hast, sei es beruflich oder privat: lass Dich nicht abhalten. Gut gemeinte Ratschläge oder Ermahnungen kann man sich ja anhören und abwägen, aber geht nicht, gibt’s nicht!
Lass Dich bitte auch nicht von Fragen, Anmerkungen oder Kritik – positiv wie negativ – in den Kommentaren abhalten. Ich freue mich darauf!